Faszination Scharfensteinlauf

Es war letztes Wochenende, wie seit eh und je am Pfingstsamstag. Meine Uhr zeigte kurz vor 9 und ich windete mich mit meinem PKW die letzten steilen Serpentinen hinauf zum Scharfenstein. Mein Ziel an diesem Morgen war die Teilnahme am traditionellen Lauf
„Rund um den Scharfenstein“, welcher in gut einer Stunde um 10Uhr beginnen sollte. Auf dem Plateau unterhalb der Burg angekommen, wurde ich von mehreren einheimischen Helfern auf den richtigen Parkplatz begleitet. Schnell war zu merken, das an diesem Tag nichts dem Zufall überlassen werden sollte. Unzählige ehrenamtliche Vereinsmitglieder aus Sport und Feuerwehr des schmucken Eichsfelddorfes waren aktiv unterwegs um für die große zu erwartende Läuferschar aus nah und fern den roten Teppich auszurollen. Es sollte wieder alles perfekt hergerichtet sein, so wie ich es seit nunmehr 20 Jahren nicht anders kenne und erlebt habe. Mittendrin waren die ersten Ausdauerathleten beim Warmmachen zu beobachten und die Zuschauer suchten sich so nach und nach ihren Platz in der Menge. Nachdem ich meine Startunterlagen abgeholt hatte führte mich mein Weg zum gegenüberliegenden Verkaufsstand der Bäckerei Helbing. Hier erhielt ein jeder Läufer seine obligatorische Wegzehrung in Form eines Kraftbrotes.

Mittlerweile hatte ich unzählige Hände geschüttelt, man kennt sich eben und da sind ein paar nette Worte füreinander immer etwas Schönes und Besonderes. Die Zeit schritt fort. Ich streifte meine Laufbekleidung über und wir begannen in einer kleinen Gruppe mit dem Einlaufen. Die große Menge der anreisenden Sportler einschließlich ihrer Angehörigen schien kein Ende zu nehmen. „Die Kulisse an diesem Tag, wird wieder eine ganz besondere sein!“ dessen war ich mir bereits jetzt sicher. Der Laufsport im Eichsfeld boomt und hier am Scharfenstein, da wollte keiner fehlen. Am Mikrofon war die Stimme von Marcel Krieghoff zu hören, er hatte beim kürzlich stattfindenden Rennsteiglauf auf der Marathonstrecke als Gesamtsieger den Streckenrekord auf 2:34h geschraubt. In einem Kurzinterview redete er über seine Ziele und Vorhaben in diesem Jahr. Es sollte sich bald zeigen, das der Sieg über die 18km an diesem Tage nur über ihn gehen sollte. Es war inzwischen kurz vor 10 und der große Pulk an Teilnehmern nahm hinter dem Startbanner langsam Aufstellung. Der Ernst rückte näher, ich ging meinen Plan nochmal im Kopf durch, die 1.Runde verhalten und kraftsparend und die 2.sehen was noch im Köcher ist. Wird das Training für die schweren 18km mit knapp 400 Höhenmetern reichen? Ich war skeptisch! Dennoch, es gab kein zurück. Es ertönte der Startschuss und das Feld setzte sich in Bewegung. Schnell zog sich alles auseinander. Ich hatte das Gefühl mittendrin gut aufgehoben zu sein und versuchte das optimale Tempo für mich zu finden. Am legendären Stationsweg, da trennt sich naturgemäß die Spreu vom Weizen. Die Besten laufen diesen Anstieg in einem durch, aber viele, dazu gehörte auch ich, mußten den Walkingschritt des öfteren einbauen. Gefühlsmäßig hat man den Eindruck das dieser Anstieg jedes Jahr steiler wird. Nachdem ich ihn in der 2. Runde bewältigt hatte waren die Besten bereits im Ziel. Ja, dieser Marcel Krieghoff siegte in unglaublichen 63:41min, so schnell, wie noch keiner vor ihm. Mit gehörigem Abstand überquerte auch ich völlig erschöpft die Ziellinie oberhalb des Burgberges. „Der Schmerz geht, aber der Stolz bleibt!“ so ging es mir durch den Kopf, bevor ich mich mit Emotionen überschüttet und schweißgebadet im Gras nierderlegte und ausruhte. Es war wieder einmal geschafft! Nach dem Auslaufen freute ich mich nur noch auf die warme Dusche. Im Burgeninnenhof wurden bereits die Besten auf der 9km Strecke geehrt und mit Beifall bedacht. Von den Strapazen gesäubert konnten wir vor dem Duschcontainer stehend einen herrlichen Ausblick über das Leinetal und die A38 genießen. Es wurde einem schnell bewusst, wie schön unsere Heimat wirklich ist. Fleißige Frauenhände versorgten uns anschließend mit einem warmen Eintopf den es wie jedes Jahr wieder gratis gab. Nebenbei redeten wir in kleinem Kreis über den Lauf, ein Jeder hat da wie gewohnt seine eigene spannende Story zu erzählen. Mit der gleichzeitig stattfindenden Siegerehrung über die 18km rückte das Ende der Veranstaltung langsam näher. Gern erinnerte ich mich noch an meine ersten Teilnahmen hier beim Scharfensteinlauf verbunden mit den sportlichen Duellen zwischen den Protagonisten Raimund Klitz und Ralf Buckler. Aber auch Menschen wie Wolfgang Gahrmann, Günter Henkel, Gerd Reinhardt und nun auch Marko Grosa und Uwe Kaufhold ließen es sich in all den Jahren nicht nehmen diesem Event beizuwohnen um die Sieger und Plazierten persönlich auszuzeichnen und zu gratulieren.

Aber der größte Dank gilt wieder einmal den Verantwortlichen des SV Concordia Beuren und seinen unzähligen Helfern. Eure Handschrift trägt dieser Lauf und darauf könnt ihr sehr stolz sein. Der Scharfensteinlauf 2017 war wieder einmal eine tolle Werbung für die Region, für den Sport und für das faire Miteinander!

Wir Läufer sagen danke für alles was ihr an diesem Tag für uns getan habt. Chapeau! Es war wieder so, wie ich es seit 20Jahren nicht anders kenne!

Stephan Teupel

2.Vorsitzender LAC Eichsfeld

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